Dieses Konzept mundete. Mit „Pop & Pizza“, der vierten Abendveranstaltung während der Vesperkirche, servierten die Organisatoren ein Menü, das den Geschmack des Publikums voll traf. 200 Besucher kamen am Samstagabend in die Martin-Luther-Kirche, um sich musikalisch und kulinarisch verköstigen zu lassen. Zwei junge Gütersloher Bands traten auf: „Oben ohne Turban“ und „Silver Dusk“. Ihre Musik war so scharf und knusprig wie die Pizzen, die verschiedene Italiener im Laufe des Abends lieferten. Steppenwolf & Nirvana, Rock & Grunge: Die Bands ließen es unter dem Dach des altehrwürdigen Gemäuers ordentlich krachen. Sound und Lichteffekte entsprachen dem Standard eines Rockkonzertes – und die Kirche wurde zum Club.
Nicht alle Besucher waren darauf gefasst. Die beiden 87-jährigen Damen, mit Rollator gekommen und sich frühzeitig einen Platz sichernd, erkannten doch recht bald, dass dieses Genre nicht ihres und die Lautstärke einfach zu viel war. Nach zwei, drei Stücken verließen sie die Kirche – doch nicht etwa bedrückt gingen sie, sondern mit einem Dankeschön für die Erfahrung und mit der Ankündigung, es auch künftig mit den Abendveranstaltungen probieren zu wollen. Man müsse sich Offenheit bewahren, sagten sie. Einige Male waren sie deshalb schon da.
Überhaupt war das Publikum für ein Rockkonzert ungewöhnlich heterogen. Die Altersspanne? Von sechs bis achtzig. Ein Drittel jugendlich, ein Viertel Senioren, der Rest dazwischen. Es waren jene gekommen, die schon die DDR-Lesung und die beiden Kinoabende verfolgt hatten, jene, die neugierig waren und Musik hören wollten, und jene, die die Bands mitbrachten. Gemeinsam hörten sie Stücke wie „Born to be wild“, „Stayin‘ alive“ oder „Heart shaped box“. Die anderen Stücke – jene, die mit Käse überbacken waren und den Gourmet-Teil ausmachten – steuerten die Pizzeria Giovanni, die La Trattoria, die Pizzeria Serenata und Toni‘s Pizza bei.
„Oben ohne Turban“ und „Silver Dusk“ nutzten die Chance, sich vor großem Publikum präsentieren zu können. Sie hatten sich über das Bandcoaching „On Stage“ der Kreismusikschule gefunden, und als sie von Musikschulleiterin Miriam Köpke – die souverän durch den Abend führte – auf die Möglichkeit des Konzertes hingewiesen wurde, hatten sie zugesagt und satte drei Monate lang für den Abend geprobt . „Es hat sich gelohnt“, sagt Sängerin Lilly Krümmel. Möglicherweise entwickele sich daraus sogar eine Bandpartnerschaft mit weiteren gemeinsamen Auftritten.